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29.04.2004
7. Störtebekercup auf Baltrum
Am letzten Aprilwochenende fand auf Baltrum zum siebenten Mal der Störtebekercup auf der Insel Baltrum statt. "De bellis multitudine" (DBM) heißt das strategische Spiel, zu dem sich neun Spieler im Lesesaal des Rathauses auf Baltrum eingefunden haben. Jeder der Teilnehmer musste fünf "Schlachten" schlagen - wobei es auf des Ausrichters Wunsch und hier an der See nicht nur um den Gewinn des Titels "Bester General" ging, sondern es auch den Kampf um den "Besten Admiral" auszufechten galt. Dabei waren jedoch nicht einfach nur Schiffe zu versenken.
Viele der Teilnehmer waren schon öfters auf der Insel, und man kennt sich in diesen Kreisen sowieso: so viele Anhänger hat das Spiel in Deutschland nicht. Während in England, Holland oder Dänemark fast 14-tägig Wettkämpfe stattfinden, ist ein Turnier an der Nordseeküste doch etwas Besonderes. Hotelier Jann Bengen von der "Strandburg", selbst passionierter Spieler, hat den Störtebekercup zum siebten Mal ausgerichtet und festgelegt, dass diesmal ein Meer und ein großer Fluss im Gelände für Überraschungsmomente und Spannung und eben Wasser sorgen sollten. Ehefrau Anne hat mit einem zünftigen Ritteressen am Samstag Abend den kulinarischen Rahmen gesteckt.
Man muss nicht nur historische Fachkenntnis mitbringen, um die verschiedenen Armeen gegeneinander antreten zu lassen, sondern auch das Regelwerk beherrschen, das dem Spiel zugrunde liegt. Die meisten Teilnehmer sind in der Tat geschichtsinteressiert oder sogar -studiert, haben sich auf jeden Fall mit den Strukturen, Organisationsformen und dem Können verschiedener Armeen, "ihrem Wert in der historischen Epoche" auseinandergesetzt.
An einem Tisch kämpfen immer zwei Armeen gegeneinander. Diese sind historisch, die Schlachten selbst natürlich nicht. Denn in der Geschichte hat es weder räumlich noch zeitlich solch realistisch scheinende Aufeinandertreffen zwischen einem chinesischen Heer von vor über 2000 Jahren und einem frühen byzantinischen gegeben oder zwischen einem ägyptischen Pharaonen- und einem Kreuzfahrerheer und die klassischen Griechen waren auch nicht überall. Die Armeen aus Zinnsoldaten, die auf so genannten Bases in Gruppen stehen, haben die Spieler selbst ausgesucht und mitgebracht, je nachdem, welchem historischen Heer sie die größten Chancen im ausgewiesenen Terrain zugetraut haben, oder wie viele Mannen und Kriegsgerät ihnen zur Verfügung stehen. Eine Armee muss man einzeln zusammentragen - und das kostet schließlich Geld, wie im richtigen Leben. Die Figuren, meist aus England, werden eigens liebevoll handbemalt und auf Magnettäfelchen aufgebracht, damit sie den Truppentransport (in diesem Falle) per Auto und Schiff zur Insel Baltrum überstehen können. Die Strategen sind aber letztendlich nicht nur von Ausrüstung, taktischem Geschick, Umfeld, Qualität der Waffen und Truppenstärke abhängig - sondern auch vom Glück: Denn damit das Turnier auch ein solches sei, muss gewürfelt werden. Hohe Augenzahl bedeutet die Chance auf Erteilung vieler Kommandos und Truppenbewegungen und damit der Überlegenheit.
Von Freitag bis Sonntag haben die Spieler an vier Tischen im Rathaussaal diverse Schlachten geschlagen. Die Spielzeit war auf je zwei Stunden begrenzt. Da ist es oft unentschieden ausgegangen, aber es gab auch eindeutige und schnelle Siege. Bei hoher Konzentration und kameradschaftlichem Taktieren war die Fachsimpelei nicht nur auf die Spieldauer bezogen, sondern ging auch nach den Spielen lange weiter: "Was wäre passiert, wenn...". Das Ganze fand in überraschend friedlicher Atmosphäre statt. Es sei ein nettes Hobby, das Spiel mache auch Spaß, wenn man verliert. Es erfordere ein hohes Maß an Konzentration, ein Sicheinfühlen in diverse Kommandostrukturen und auch Phantasie und wirke aggressionsabbauend, hieß es. Man spiele ja mit Menschen. So eine Armee sei schön anzusehen und wenn nur ein Drittel davon nach einer Schlacht "gestorben" sei, ist man schon froh, nein, es sei kein eigentliches "Kriegsspiel", eher wie Schach.
Entscheidend beim Turnier ist schließlich die Gesamtpunktzahl. Jan war bester Admiral und will für nächstes Jahr seine Flotte vergrößern, und Vorjahressieger Thorsten aus Berlin als bester General gewann eine extra geprägte Störtebeker-Silbermünze. Es hat allen viel Spaß gemacht und man ist motiviert, auch im kommenden Jahr wieder nach Baltrum zu kommen.
Sabine Hinrichs
Foto Hinrichs
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