13.10.2023

Seefahrtschule in Timmel

In der Onlineausgabe der Ostfriesenzeitung gibt es eine Serie, „Fehntjer Geschichte(n)“.
Dort schrieb jüngst Susanne Ullrich:

 

„In der Seefahrtschule Timmel bekamen Abenteurer ihr Rüstzeug".

In den Jahren 1846 bis 1917 wurden an der Königlichen Navigationsschule Seefahrer ausgebildet. Danach erfüllte das imposante Haus verschiedene Zwecke.

Viele Fehntjer zog es hinaus aufs offene Meer. Damit sie wohlbehalten zurückkehren konnten, bekamen sie ab 1846 wichtige Grundlagen an der Seefahrtschule vermittelt.

 

Die Fehne sind besiedelte Moorgebiete entlang der südlichen Nordseeküste. Für den ab dem 18. Jahrhundert systematisierten Torfabbau waren schiffbare Kanäle angelegt worden. Die typischen Fehnsiedlungen liegen rechts und links entlang der Wieken (Kanäle).

 

Da wegen mangelnder navigatorischer Kenntnisse ständig Schiffsverluste, vor allem in der Nordsee zu beklagen waren, wurde die erste Schule 1782 durch Friedrich den Großen in Emden eingerichtet. Es folgten 1842 Papenburg und 1846 Timmel.

 

Die Seefahrtschule Timmel kennen wir hier auf Baltrum.

Warum? Tjark Evers ist dort zur Schule gegangen. Als er am Tag vor Weihnachten 1866 zur Insel Baltrum nach Hause fahren wollte, wurde er versehentlich auf einer Sandbank ausgesetzt und ertrank. Im Angesichts des Todes hinterließ er bei auflaufendem Wasser seine letzten Gedanken und Grüße an die Familie der Nachwelt, denn sein Notizbuch, ein Schulheft mit Navigationsaufgaben aus der Timmeler Seefahrtschule, wurde einige Tage später auf Wangerooge angetrieben. Die Familie, die heute in Esens lebt, hat dem Heimatverein Baltrum die kleine Kladde mitsamt dem Bleistift, der Zigarrenkiste, die sie barg, und dem umhüllenden Taschentuch als Dauerleihgabe für das Museum Altes Zollhaus gegeben. Dort sind die Fundstücke im Untergeschoss ausgestellt.

Die sogenannte "Geschichte von der Zigarrenkiste" ist an der ganzen Küste bekannt und steht für ein typisches Schicksal, das sich überall im Wattenmeer ereignen kann. Der Leichnam von Tjark Evers ist nie gefunden worden.

 

Tjark Evers ist besonders in den vergangenen Jahren berühmt geworden. Das Tjark-Evers-Denkmal bei den Alten Warmbädern (Kite-Schule/Jugendclub bzw. Kinderspielhaus) ist 2015 Jahr als Fortsetzung des vom Tidenhus Baltrum e.V. initiierten Projektes "Kunst am Bau" zur Verschönerung der damals neu entstandenen Strandmauer eingeweiht worden. Der Auricher Steinmetz und Bildhauer Bernd Clemenz-Weber hat das Kunstwerk aus Sandsteinquadern gefertigt.

 

Tjark Ulrich Honken Evers (* 09.12.1845 † 23.12.1866) hatte im Angesicht des bevorstehenden Ertrinkungstodes seine letzten, gottesfürchtigen Worte an die Mutter und die Familie mit Bleistift in seine Kladde geschrieben, diese in eine Zigarrenkiste gesteckt, mit einem Taschentuch umwickelt und der See übergeben.

 

„Liebe Eltern,
Gebrüder u. Schwestern
ich stehe hier auf einer Plat
und muß ertrinken ich bekom-
me Euch nicht wieder zu sehen
und ihr mich nicht
Gott erbarme sich
über mich und tröste
Euch ich stecke dieses Buch in
eine Sigarren Kiste. Gott gebe
daß Ihr die Zeilen
von meiner Hand
erhaltet. Ich grüße
Euch zum letzten Mal
Gott vergebe mir
meine Sünden und
nehme mich zu sich
in sein Himmelreich
Amen
________________
An Schiffer H E Evers
Baltrum
T U H Evers“

 

 

Link -> Aus der Ostfriesenzeitung (köst watt)

 

 

 

Autor: Sabine Hinrichs
Fotos: Sabine Hinrichs
Quelle: OZ-Online.de | Museum Altes Zollhaus Baltrum

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